Nach einer Diskussion auf Twitter, bei der ich den aktuellen Aufmacher der ZEIT („Vier Sheriffs zensieren die Welt„) kritisiert habe, hat Patrick Breitenbach von der Karlshochschule (International Univeristy) spontan ein Telefoninterview mit mir gemacht.
Vielleicht zeigt es eine andere Perspektive auf als der wenig hintergründige und reisserische ZEIT-Aufmacher. Ich versuche den Phänomenen ein bisschen auf den Grund zu gehen, vieles ist schon auf der Ebene der einzelnen Beobachtungen unvollständig, einseitig oder verzerrt dargestellt.
Dann folgt ein Analyseteil. Eine der Thesen ist, dass mit dem Internet erstmals nationsübergreifende schriftliche n:n-Kommunikation in die Welt kommt, weswegen wir Kollisionen zwischen Kulturen erleben. Diese gab es natürlich bisher auch schon, sowohl innerhalb von Staaten als auch zwischen Staaten und Kulturen, es ist aber neu, dass dies massenhaft, global und schriftlich geschieht. Weil Flüchtigkeit nicht mehr gegeben ist, wird Vor- und Nachzensur möglich. Hierdurch kommen die Diensteanbieter in Zugzwang, zumal nationale Gesetze sie zu bestimmten Inhaltekontrollen zwingen und vor allem regionale kulturelle Erwartungen an sie gestellt werden. Das ist eine der Ursachen der Probleme, und die Diensteanbieter tragen hier nur stellvertretend die Konflikte der Kulturen aus, weil sie gar nicht anders können, als eine Entscheidung zu treffen, wenn zwei Akteure aus unterschiedlichen Rechtssystemen miteinander kommunizieren. Durch die Digitalisierung fallen Raumgrenzen weg, wir erleben eine „Implosion der Welt“, McLuhan. Überspitzt gesagt: die Kommunikation aller Kulturen findet auf den „Gross-Systemen“ statt, der Clash ist programmiert, im wahrsten Sinne des Wortes.
Nach Überlegungen zur Selektion durch Google & Co („Filter Bubble“) – man sollte Internetunternehmen nie ohne das Internet denken, denn das Internet hat auch gegenläufige Mechanismen – geht es um mögliche Lösungen, von Aufsichtsrecht bis Trennungs- und Neutralitätsgeboten.
Zum Beitrag geht es hier.
PS: Im Fall WWF vs Buchautor Huismann spreche ich von einer „Abmahnung“ gegen Amazon. Ganz korrekt ist wohl, dass der WWF anwaltlich Unterlassungsansprüche geltend gemacht hat (feinsinnige und hier unwichtige Unterscheidung). Die hat nicht nur bei Amazon, sondern auch Libri und Thalia zur Auslistung geführt, siehe kurioserweise diesen Text auf ZEIT Online, den die Autoren nicht verlinkt haben. Wo das Problem sein soll, wenn mehrere Händler bzw Grosshändler ein Buch auslisten und wenn dies auch Amazon tut, erschliesst sich nicht. Im Gegenteil, die Argumentation mit Marktmacht ist deplatziert, es handelt sich um Rechtsmacht des WWF.