31.08.2013

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Polacken

Als hättest Du etwas, was Dich anders macht. Sie gucken Dich an und Du denkst, „Was ist mit mir? Stimmt irgendetwas nicht?“, aber Du sagst nichts. Denn sie haben nichts gesagt, sie haben nicht gefragt, sie haben nicht ein einziges Zeichen gegeben, dass irgendetwas mit Dir nicht richtig sei. Und trotzdem dieser Gedanke, dass Dich jemand entdecken könnte, Deine Tarnung aufheben, Dein Zeichen erkennen, Dein Mal bemerken und dann mit dem Finger auf Dich zeigen.
Es bist ja nicht Du, der aus Polen kommt, es ist ja Deine Mutter, nein, Deine Großmutter. Und auch die hat es bestritten. Als man sie Polacken nannte, beide, Deine Mutter und Deine Großmutter. Sie haben es immer bestritten, Deutsche seien sie und keine Polacken, weil sie immer schon Deutsche waren, die Polacken wohnten ein paar Kilometer weiter. Polacken wollten sie nicht sein, alle beide nicht, und auch der Rest der Familie nicht. Sie fanden es sehr ungerecht, dass man sie Polacken nannte, als man sie auf der Straße schnitt und nicht neben ihnen sitzen wollte, denn Polacken waren sie nicht. Und wenn sie „Polacken“ sagten, dann machten sie ein Gesicht, als wenn sie ausspucken müssten.

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