17.05.2014

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Fragen zu Krautreporter (Deutschlandradio Kultur)

Ausformulierte Notizen zur Diskussion bei Deutschlandradio am 17. Mai 2014, http://breitband.deutschlandradiokultur.de/brb140517/

zu folgenden vier Fragen:
1. Braucht es mehr Qualitätsjournalismus?
2. Braucht es mehr gute Reportagen?
3. Können Journalismus-Crowdfundings erfolgreich sein?
4. Unterstützen Sie Krautreporter?


Braucht es mehr Qualitätsjournalismus?

Ja.

Gründe tl;dr:

  • Digitalisierung erleichtert ökonomische Wirkmechanismen, die zur Vermassung führen und dadurch gute Qualität gefährden
  • Steigender Erklärungsbedarf, da Komplexität der Gesellschaft steigt
  • Informationsvermittlung und -vielfalt als Gegengewicht zu Meinung, die billig herstellbar ist

Gründe ausführlich:

  • Journalismus wird immer mehr nach ökonomischen Verfahren produziert, deren Prinzipien nichts Neues entgegenwirkt. (Das Problem ist nicht die Entgeltlichkeit, sondern die Wirkungsmechanismen als ihre Folge). Mit zunehmender Digitalisierung, also ungefähr vor 20 Jahren beginnend, werden externe Einflüsse auf den Journalismus stärker, die prinzipiell gegen hohe Qualität wirken: 1. Reichweitenmessung erfolgt in Echtzeit und beitragsgenau, in ständiger Optimierung durch Testverfahren (bis hin in die Wortdichte erster Absätze und erst recht in die Headlines), 2. Vollständige Werbefinanzierung, wie sie online die Regel ist, macht nur scheinbar unabhängiger von Leserverhalten, tatsächlich wirkt diese Finanzierungsform auf den Inhalt so, dass er als werbliches Umfeld geeignet sein muss, das ist beispielsweise für Politik als Werbeumfeld schwierig. 3. Aus Lebenszeitanstellungen werden befristete Verträge, wird freie Mitarbeit – die Entgrenzung der Organisationen im Medienbereich (Dauer und Bindung der Personen in der Organisation) nimmt zu, forciert Wohlverhalten und beschädigt die Unabhängigkeit (immer relativ gesehen). Dagegen kann man neue Regeln und Institutionen setzen, eine Stiftung beispielweise wie bei der FAZ – aber wer tut das? Und so werden täglich von einzelnen Redakteuren, Blattmachern, Herausgebern Entscheidungen getroffen (Journalismus ist zunächst mal Selektion von Information – Nichtinformation, Luhmann), welche diese Einflüsse berücksichtigen und über Jahre die Maßstäbe Richtung „Mitte“ verschieben, wo der Markt ist. Dagegen könnten Inhaber und Management durch eine präzise Qualitätspositionierung vorgehen, das ist aber in Zeiten des Kostendrucks kaum durchzuhalten. (Und die schlechten Meldungen kommen noch.)
  • Alle Themen werden schwieriger. Immer mehr Akteure (z.B. Europa als wichtiger werdender Ebene, neue Institutionen, neue Qualitätssicherungsinstanzen), neue Themen und granularere Prozesse und so weiter. Auf meinen eigenen Fachgebieten kann ich das belegen: war „Internet“ Mitte der 90er ein Themengebiet, das ich vollständig beherrscht habe, heute gibt es für vieles Spezialisten, deren Wissen ich nur teilweise habe. Bei Urheberrecht blickt politisch kaum jemand durch, über „Netzneutralität“ kann man stundenlang diskutieren, was es exakt ist. Das Jurastudium meines Onkels hatte nur ein Bruchteil des heutigen Stoffes.
  • Meinung ist billig herzustellen und wird stark nachgefragt, aber die Grundlage für die Meinung kaum vermittelt, weil das Ressourcen kostet.  Der Kolumnen-Boulevard hat dramatisch zugenommen. Zwar muss mehr Meinung sein, weil die Unsicherheit und Ungewissheit für den Einzelnen gestiegen ist: Schmelzen Polkappen wirklich? Sind Hamburger von McDonalds wirklich ungesund? Was ist eigentlich mit dem Regenwald? Diese kulturellen Reste alter Diskussionen sind bis heute nicht verebbt, im Gegenteil: Der Alarmismus fügt Schicht um Schicht von Themen aufeinander. Wer Gewissheit haben möchte, wird sie durch Meinung anderer kaum gewinnen. Fremde Meinung ist wie Zucker für´s Gehirn, das fragt und fragt und wissen will. Gewissheit heißt, entweder wissentlich zu glauben (also ein Fundament an Annahmen bewusst zu treffen) oder zu glauben, dass man weiß. Das erste ermöglicht Religion, das zweite Journalismus.

Nachklapp: Die Frage ist so nicht sinnvoll, weil man versucht ist, jeden Qualitätsvorteil zu begrüßen. In Wirklichkeit muss man aber in Varianten denken, denn Qualität kostet Geld, das andernorts fehlen könnte. Eine bessere Frage ist: Soll man den gleichen Geldbetrag lieber für A oder B einsetzen? Und die wahre Dimension des Problems erkennt man, wenn man das „man“ ersetzt: Wem nützt noch mehr Qualitätsjournalismus und wer soll ihn bezahlen? Während eine Elite ihn sich leistet und versteht, kann die breite Bevölkerung beides nicht.

Braucht es mehr gute Reportagen?

Ja.

Gründe tl;dr:

  • Menschen brauchen mehr Primärinformation/Anschauung, weil ihre steigende Mediennutzung immer weniger Zeit lässt
  • Reportagen schulen Journalisten in der Urteilsbildung
  • Die Gesellschaft differenziert sich immer weiter aus, so dass viele Teile unserer Kultur ohne Reportagen nicht mehr erfahrbar wären (Beispiele: Wer kennt Maker-Kulturen, Hipster, Hackathons und Post Dubstep?)

Gründe ausführlich:

  • Menschen brauchen nicht nur Meinung zweiter Hand, sondern müssen Ihre Wahrnehmung durch Primäreindrücke schulen. Sie konsumieren immer mehr Medien, weil es für sie einfacher ist, als selbst allerorten zeitgleich Intensiverlebnisse in der Kohlenstoffwelt zu arrangieren. Die Reportage ist zwar kein Primärerlebnis in diesem Sinne, sie bringt aber Primärinformationen aus der Kohlenstoffwelt in ein einfach konsumierbares Format und vermittelt so Realität.
  • Reportagen schulen Journalisten in der Urteilsbildung. Journalisten sitzen zunehmend selbst wie andere Informationsarbeiter vor dem Monitor, statt sich das Leben um die Ohren wehen zu lassen. Nachrichtenverarbeitung von Presseagenturen ist kein Leben, sondern Nachrichtenverarbeitung. Messung von Seitenabrufen ist kein Leben, sondern Controlling. Ausarbeiten von Meinungsstücken ist handwerkliche Arbeit, kein Meinen. Debatteninszenieren ist Inszenieren und kein Debattieren. Der Journalismus ist also vom Phänomen der Mittel-Zweck-Vertauschung ebenso erfasst, wie alle anderen Tätigkeiten aller Funktionsbereiche der Gesellschaft auch, die professionell zu Erwerbszwecken durchgeführt werden. (Das ist der Reiz von Blogs, für Schreiber und für Leser). Tiefes Verstehen, Nachfühlen, Beeindrucktsein findet nach wie vor im Meatspace statt. Journalisten, die ihr Gehirn ständig im Meatspace justieren, sind langfristig die besseren Journalisten. (Für diese Erkenntnis muss man nicht Walter Benjamins Auratheorie vor dem Monitor googeln, dafür muss man sich nur verdeutlichen, dass die viralsten Youtube-Videos nicht halb so stark wirken wie ein persönliches Erlebnis.)
  • Neuere Medienprodukte wie Reality Shows vermitteln durch schlechte Selektion und falsche Simplifikation ein falsches Bild von der Welt (nämlich nur das nachgefragte Bild).

Nachklapp: Durch das Internet wird Journalismus wichtiger als je zuvor, weil er in einem Zuviel an Information die wichtige Unterscheidung von Information zu Nicht-Information vornimmt. Das macht auch Googles Suchmaschine mit ihren Relevanzkriterien; Ihre Existenz kann daher gerade von Journalisten nur für begrüßenswert gehalten werden. Die Maschine macht dabei aber keine Sinnverarbeitung, sondern misst die Aktivitäten fremder Sinnverarbeitung (Backlinks etc.: Computer sind eben nur symbolverarbeitende Maschinen). Nur Menschen können diese wichtige Sinn-Arbeit originär verrichten, der Journalist ist Sinn-Prozessor.

Können Journalismus-Crowdfundings erfolgreich sein?

Ja.

Gründe:

  • Es kommt nicht mehr Geld von Nutzern in den Markt, daher scheidet eine Markterweiterung durch neue Portale wohl aus.
  • Höhere Kundenbindung durch echte und vorgebliche Partizipation ermöglichen jedoch eine gute Position für Umverteilung von Marktanteilen alter Anbieter. Einem ZEIT Online Investigativ-Team würde man vermutlich nicht so wohlwollend gegenüberstehen wie Gründern.
  • Es gibt einen Innovationsstau, der viel Raum für experimentierfreudige Startups lässt.

Nachklapp: Journalistische Crowdfundings haben die gleichen Strukturprobleme wie alle Crowdfundings anderer Branchen auch. Das Risiko des Scheiterns oder eines unbefriedigenden Produktes ist für Endkunden schwer einschätzbar. Es gibt keine Sicherheit, für die Vorleistung eine Gegenleistung zu erhalten. Es gibt keine Regulierung bzw. Transparenzvorschriften. Es ist daher nach der ersten Euphorie mit einem Tal der Trauer zu rechnen und erst anschließend mit Regularien. Sobald ein New-Journalism-Projekt mal mit hohem Gewinn verkauft wird (Arianna Huffington lässt grüßen, die immerhin gerade in einem Vergleich zugestand, dass sie mit einer fremden Feder mehr zu Reichtum gelangte), werden viele engagierte Spender sehr enttäuscht sein. Das wird allen, die von der Crowdfunding-Idee begeistert sind, ihren Zweck nochmal verdeutlichen: Crowdfunding ist eine Finanzierungsform für Risikoinvestments oder ethisch erwünschte Aktivitäten, im Falle von national operierendem Journalismus leider beides.

Unterstützen Sie Krautreporter?

Bisher nicht.

Für mich ist das ein Startup, das zu wenig Konzeption erkennen lässt: Schwerpunktinhalte, Themen, Formate, Zielgruppen aber auch Diskursivität sind offen. Das würde ich allerdings für die Seed-Phase gelten lassen. Eine Nullnummer oder wenigstens Textproben hätte man allerdings machen können. Als Onliner vermisse ich Hinweise auf moderne Konzepte wie Aggregation, als politisch denkender Mensch frage ich mich, warum man das Publikum nur als Financier und nicht als Mitgesellschafter sieht und warum sich kein Hinweis auf eine politisch-emanzipative Position oder deren Ablehnung findet (oder habe ich das übersehen?). Nun sollen alle ihren Obulus entrichten, aber keine Anteile erhalten, die man z.B. bei einer Genossenschaft hätte. Es handelt sich der Beschreibung nach eigentlich um ein herkömmliches journalistisches Produkt, das von einer neuen Organisation hergestellt wird, die durch Leser-Ausgaben vorfinanziert ist. Was mir unlauter erscheint ist, dass Krautreporter behauptet, es sei „gegründet von seinen Lesern“, denn ich habe keine Hinweise darauf, dass andere als die Gründer Gesellschafter sind. Leser sind auch nur „Mitglieder“ im weitestmöglichen Sinne (so wie in Fitnessclubs). Stimmrechte wie in Vereinen und Gewinnbezugsrechte wie Aktionäre haben sie nicht. Sie sind Kunden, die eine ganz klassische Abo-Subskription abschließen. Nichts anderes macht ein Verlag wie FAZ oder ZEIT mit einem Jahresabo, das zu Beginn zu zahlen ist.

Trotz alledem: Man darf, man soll, auch Unternehmen gründen und um Unterstützer werben, obwohl man noch am Anfang steht. Das ist der Beginn der Seedphase, das sog. „Bootstrapping“ und völlig normal und okay.  Wer Lust dazu hat, ein Experiment zu fördern oder anderen Leuten bei der Selbständigkeit zu helfen, sollte sich von Kritik nicht abhalten lassen. So etwas ist eine Herzens- oder Haltungssache – und da es am Ende dann doch um ein Medienprodukt geht, das ohnehin noch niemand kennt, kann man sich auch analysefrei für oder dagegen entscheiden, wie man ein Buch kauft oder einen Film sieht. Genauso kauft man ja auch Medien sonst – und freuen oder ärgern kann man sich dann hinterher.

 

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6 Komentare zu
“Fragen zu Krautreporter (Deutschlandradio Kultur)”

  1. Die Frage nach dem „Qualitätsjournalismus“ beinhaltet ja implizit schon eine Wertung. Zum einen stufe ich damit journalistische Formate herab. Das halte ich nicht für problematisch, da der Begriff des Journalismus heute (wie damals) nicht besonders „geschützt“ ist. Jeder Agenturabschreiber nennt sich heute Journalist. Klar, er /sie hat vielleicht eine entsprechende Ausbildung bekommen, aber Journalismus zeigt sich m. E. am Resultat. Dabei zeigt sich, dass nichts so überlaufen ist wie das Attribut „Qualitätsjournalismus“. Im zweifel wendet man es auf sich selber an, was die Krautreporter auch tun, ja tun müssen. Im Grunde wird es so zu einer Phrase, in der jeder das lesen kann, was er möchte.

    Das Problem ist der Punkt, in dem es heißt, dass Meinung billig herzustellen sei. Das trifft für mich den Kern der Sache. Niggemeier hatte neulich in einem längeren Text ein Plädoyer für den engagierten Journalismus abgegeben. Ich will das aber nicht, weil das Engagement des Journalisten, selbst wenn ich es erkenne oder er/sie es mir sogar sagt, mich schon beeinflusst. Die „Meinung“, jene „two cents“ – also tatsächlich die billigste Währung – soll sich beim Leser bilden. Ich befürchte einfach, dass es auch bei Krautreporter Meinungsjournalismus gibt, der zu wenig über Abgründe balanciert. Ich mag mich täuschen.

  2. Christoph Kappes sagt:

    Zu Glenn Greenwald hat es ja die Diskussion gegeben, wo Aktivismus anfängt und Journalismus aufhört. In der Tat gibt es viele Journalisten, die mehr „Engagement“ fordern.
    Ich persönlich komme mit der herkömmlichen Trennung von Meinungsformaten und Berichten etc gut klar. Meinung muss es geben, sie erzeugt auch Widerspruch (-> Dialektik etc.) und sie ist Treibstoff des Fortschritts. Wichtig ist aber, dass es entweder Vielfalt der Meinung oder eine erkennbare und transparent kommunizierte Haltung gibt, und keine der beiden Alternativen kann ich beim Krautreporter erkennen.
    Im übrigen kann man natürlich Heinz-Von-Förster-Mässig argumentieren, wie es viele Journalisten tun: Objektivität gibt es nicht, ich konstruiere die Welt als Beobachter. Ich würde aber für das, was ich Q-Journalismus nenne, als die wesentliche Bedingung formulieren, dass die Journalisten bzw. Herausgeber zur Selbstreflektion so weit möglich im Stande sind und sich freiwillig disziplinieren. Ausserdem kann man, das weiss ich als Jurist, sehr wohl säuberlich Gegenstandpunkte formulieren. Eine konstruktvistische Weltsicht schliesst ja nicht aus, dass man Sichten und Meinungen der Umwelt verarbeitet; im Gegenteil, es gibt ein psychisches Innen überhaupt nur, wenn man auch von einem Aussen ausgeht, das eben nicht zum Innen gehört. An Selbstreflektion, Selbstdisziplin und Gegenrede fehlt es leider bei herausragenden Köpfen der Qualitätsmedien. Kein Wunder, denn das Publikum erwartet Leitung, Leadership, Vorturner, Fuhrershaft, und deswegen treten genau die Köpfe hervor, die das Publikum sehen will, während viele andere gute Arbeit machen und sich einfügen statt herauszuragen. Wir haben es hier mit den Artefakten der untergegangenen Monarchie zu tun.

  3. Fritz sagt:

    Wir erleben ja gerade rund um den Ukraine-Konflikt besonders anschaulich, wie die Politik bzw. Gruppen mit starken _Interessen_ die Medien ständig zu manipulieren versuchen. Demgegenüber gerät jeder Journalist in Aktivismus-Verdacht, der nur wie ein Kriminalermittler sehen will, was wo genau passiert – der Reporter draußen im „Meat space“ oder der Rechercheur in den Tiefen des Netzes und der Bilder. Zum Aktivisten wird jeder, der am Ethos des Interessefreien festhält. Eine Kamera als Inbegriff des Objektiven kann schon jeden Journalisten zum Aktivisten machen (gestern in Wien wurden Kamerareporter einfach abgedrängt und festgehalten, siehe aber auch Türkei). Tatsächlich ist derzeit keine Form des Journalisten „aktivistischer“ als der, der nicht Meinungen herausbläst, sondern dokumentarisches Material veröffentlicht.
    Ich glaube schon, dass man journalistisches Ethos formulieren kann, auch ohne sich in den Fallstricken der Metapher „Objektivität“ zu verheddern. Man käme dann vielleicht zu einer Grenzlinie zwischen „Zeitungsmacher“ und Journalist. (Der seit jeher natürliche Gegner des Journalisten ist die „offizielle Verlautbarung“.)
    Krautreporter sehe ich als Experiment: Was passiert eigentlich, wenn man einer Gruppe aufgeweckter JournalistInnen genug Geld in die Hand gibt, damit sie das produzieren können, was ihrem eigenen inneren Antrieb entspricht? Ich weiß nicht, ob den Initiatoren das klar ist – wenn da nicht sehr deutlich ein Mehrkönnen sichtbar wird, dann ist das doch nur eine Variante des Herkömmlichen und dementsprechend schnell wieder weg von der Bildfläche. Mag sein, dass die Gründer ihr Projekt zu sehr nur als alternative Finanzierung sehen, wogegen nur die scharfe Profilierung als journalistische Alternative das Kraut langfristig wachsen lassen könnte. Nicht leicht!

  4. Christoph Kappes sagt:

    Gerade das Beispiel Ukraine zeigt vielleicht sogar, dass es tiefe Kenntnis lokaler Verhältnisse braucht. Da kann man zwar hinfahren und O-Töne im Tilo-Jung-Style mitbringen, aber die Einordnung ist schwierig. Grossredaktionen wie die FAZ haben 40 Auslandskorrespondenten, und die werden nach und nach überall vom Publikum kaum bemerkt verkleinert, zuletzt hat die ZEIT das Moskauer Büro geschlossen. Ich wüsste auf Anhieb nicht, wie man das „krautig“ ersetzen kann, da ist langjährige Stetigkeit erforderlich.
    Ich würde sogar die These wagen, dass Journalismus schon lange nicht mehr nur Methodik der Beobachtung ist, sondern fundierte Kenntnisse des Beobachtungsgegenstandes braucht. In einer Gesellschaft, die sich immer weiter ausdifferenziert, steigt dieser Anspruch an Journalisten. Das ist unabhängig von der Finanzierungsform, spricht aber gegen Adhoc-Konfigurationen und für sehr langfristige Bindung, die man noch um Experten für Gastbeiträge ergänzen muss.

  5. Fritz sagt:

    Ein Ansatz, die auswärtige Recherche wie tiefere Recherche überhaupt zu verbessern, scheint mir Kollaboration zu sein. Sehr interessant und eine echte Vernetzungsdienstleistung ist hostwriter, gestartet am 7. Mai: http://www.rosegarden-mag.de/startseite-topbeitrag/hostwriter-sofas-informationen-geschichten : „Das Internet bietet die Möglichkeit, sich weltweit mit Gleichgesinnten zu vernetzen – dieses Potential wurde journalistisch noch gar nicht richtig ausgeschöpft. — Bisher war das Feedback sehr ermutigend, innerhalb von 24 Stunden haben sich 50 Kollegen angemeldet, nach 5 Tagen kratzen wir bereits an der 300-Mitglieder-Marke. Noch stammen die meisten Journalist/innen aus Deutschland, doch es stoßen bereits Kollegen aus Ägypten, Frankreich, Skandinavien, den USA oder Oman dazu. Wir wollen in den nächsten Monaten das Netzwerk kontinuierlich ausbauen, neue Partnerschaften schließen und Organisationen im In- und Ausland erreichen.“

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