22.10.2012

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Kulturarbeit zu Beginn des Computerzeitalters

In der taz begann eine Debatte, die auch The European aufgenommen hat. Hier ist meine Antwort im TheEuropean auf die Frage „Ist das Feuilleton tot?“

Diese Diskussion wirkt eventuell sehr abseitig und selbstreferentiell. Ich fand die These vom Tod des Feuilletons auch erst offenkundig falsch und die Antworten darauf uninteressant.

Beim Schreiben kam mir dann aber ein neuer Blick. Ich glaube, dass das Feuilleton ganz und gar nicht tot ist, sondern dass es – als Befassung mit Kultur in allen Bereichen verstanden – eine wichtige Rolle übernimmt, weil die anderen Ressorts zunehmend versagen. So ist das, was in Blogs diskutiert wird, viel Diskussion über Kultur – nicht die alte „Hochkultur“, sondern die nach dem richtigen Leben und seinen sozialen Normen. Das Vorhandensein solcher Webdiskussionen ist ein Indiz für solchen Diskussionsbedarf. Und auch in der Politik kommt der kulturelle Aspekt viel zu kurz. Ich bin zum Beispiel der Meinung, dass Piraten vor allem ein kulturelles Phänomen sind, genauer ein Paradoxon: ein neuer Teil der politischen Kultur, von denen sie sich abgrenzt. Das gilt ebenso für den Wirtschaftsteil, der sich durch Unternehmensnachrichten treiben lässt und Ratgeberseiten produziert, aber die Frage nach dem größeren Sinn und die Frage nach Kultur und Ethik der Wirtschaft systematisch ausgrenzt. Leider ist das ein Problem der Welt, in der alle Teilssysteme sich an ihren Regeln messen – und der Leser die Aufgabe aufgebürdet bekommt, aus allem wieder eins zu machen, das es ist. Auf diese Weise versagen Medien,   weil es ja eigentlich eine ihrer Aufgaben hätte sein sollen, neben den reinen Wirtschafts-, Politik- und Kultur-Perspektiven einen Sinn des Ganzen zu vermitteln, damit der Leser sich ein Bild von der Aussenwelt machen kann – und nicht drei oder mehr.

Und das kann es mit digitalen Informationsströmen:

Umso zeitgemäßer wäre es, im Computerzeitalter lebenslang geistigen Wohlstand zu fördern und hierzu Kultur-Bausteine in die Informationsströme einzuspeisen, die sich an Teilwissen, Funktionswissen und Nano-Nachrichten trojanisch andocken. Das wäre Arbeit, die sich lohnt.

PS: Dabei ist einerseits Technik auch Kultur und Kultur besteht andererseits zum Teil aus Technik. Beide Begriffe, sollten weit verstanden werden, wenn wir politisch diskutieren, was werden soll – das ist meine Meinung. Darüber würde ich gern andernorts diskutieren. Die Trennung von Kultur und Technik, und die Lagerbildung, die sie bewirkt, ist fatal für unsere Gesellschaft.

Einige Links zur Debatte gibt es Berliner Gazette.

Nachtrag, 5.1..2012: Der Text von Georg Sesslen in der taz ist ganz furchtbarer, vermutlich von Praktikanten zusammengeschrauber Mist. Leider entdecke ich erst jetzt die eigentliche Quelle, die ist sehr lesenswert und hier  http://www.getidan.de/gesellschaft/georg_seesslen/45630/schafft-das-feuilleton-ab

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