14.06.2014

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Sechs übellaunige Bemerkungen zu Krautreportern

Das Krautreporter-Funding ist für die deutsche Medienszene ein besonderes und ein positives Ereignis. Es ermutigt viele Journalisten, es zeigt Wertschätzung für einen Beruf mittelmäßiger Reputation, es hilft aus Erstarrungs- und Opferpositionen heraus. Es wirkt übellaunig, schon am Folgetag des Fundings Beobachtungen aufzuschreiben, die den Siegestaumel stören könnten, zumal ich ja einige persönlich kenne und schätze, zum Beispiel Christoph Koch und Hans Hütt (und sympathisch sehen sie auch aus). Ich wünsche Ihnen nur das Beste. Aber: Wer Reportagen macht, der muss dabei nicht nett sein. So ist es auch bei Beobachtungen und Analysen – sie sind nicht immer nett:

1. Die Ökonomisierung sozialer Beziehungen schreitet voran

Wer sog. „virale“ Information in Verkehr bringt, hofft darauf, dass andere seine Botschaft kostenlos verbreiten, indem sie selbst Zeit und Aufmerksamkeit aufwenden und dieses in Netzwerkverbindungen ersten, zweiten und dritten Gerades provozieren. Das ist die Stärke sozialer Netze, welche die bestehenden sozialen Strukturen abbilden, die zumeist nicht aus ökonomischen Gründen gewachsen sind. Wer auf Facebook verknüpft ist, ist tatsächlich aus sozialen, kulturellen, politischen und Arbeitskontexten miteinander verbunden.

Crowdfunding, in diesem exzessiven und professionellen Maß wie bei Krautreporter betrieben monetarisiert soziale Beziehungen zu Gunsten derjenigen, die ökonomische Ziele verfolgen. (Die Kaskade, beginnend bei SpOn über andere Medien bis zur Dosierung von Supportern und einem spannenden Endspurt mit Sponsoren war erkennbar dosiert.)

Wer die Texte von Frank Schirrmacher gelesen hat, dem werden die Ohren klingeln. Die Durchökonomisierung sozialer Strukturen und das Handeln mit Kalkül, die Existenz von Systemen, die ein bestimmtes Handlungsmuster unterstellen und damit prägen, das war eines seiner Lieblingsthemen (z.B. Niedergelegt im Buch „Ego“ und endlos vielen Interviews wie hier im taz-Interview). Man muss ihm dabei nicht folgen (zum Buch hier im Merkur) und auch ich tue das nicht. Für mich sind soziale Beziehungen genau dadurch strukturiert, ja: konstituiert, dass Kennen (Daten über andere!) und Verpflichtungen (auf sozialer Ebene) entstehen, gerichtet auf Ziele (Handlungen, Güter, Geld). Ist den Krautreportern aber klar, was sie mit viralen Kampagnen strukturell tun, so sollten sie künftig sorgsam mit dem Vorwurf der „Ökonomisierung“ in ihren Reportagen umgehen.

2. Die Übernutzung der Informations-Allmende muss geregelt und geächtet sein

Wir haben für die physische Welt soziale Regeln entwickelt, die uns vor überraschenden Transaktionsversuchen schützen: Tupperparties sind verpönt, Haustürwerbung ist reguliert, Zeugen Jehovas leben gefährlich und wer Freunden Provisionsansprüche nicht aufdeckt, verhält sich unfreundlich. Telefonanrufe zu Werbezwecken sind weitgehend verboten, laute metallene Klingeltöne über anstehende Kirchenveranstaltungen sind normiert – im  Grunde ist jede Übernutzung von technischen Kommunikationsmitteln sozial geächtet.

Wie kann es da in Social Media sozial in Ordnung sein, Informationswege zu verstopfen und fremde Aufmerksamkeit zu kapern? Informationswege sind unsere Informationsallmende. Zugegeben: mit meiner Logik hätte die französische Revolution nicht stattfinden können und es ist nicht weit bis zum distinguierten Vorwurf „dgitaler Bettelei“. Trotzdem sollten informationsökologische Kosten eigener Handlungen der Allgemeinheit nur in Grenzen aufgelastet werden, ganz wie im Umweltschutz. Die Regel „Mehr Geld durch mehr Getöse“ halte ich jedenfalls für asozial. (Und ich weiß, dass ich im Glashaus sitze.)

3. Der Preis für Werbefreiheit ist Werbung, der Preis für Unabhängigkeit ist Abhängigkeit

Wie auch immer man sich zu Crowdfunding mit Social Media stellt: Es handelt sich um nichts anderes als um Werbung, sozial verpackt (im Marketing-Sprech: Word of Mouth, von Mavens etc.). Sie speist sich in das digitale Nervensystem ein und verlagert eigentlich genau deswegen, weil sie das Endprodukt werbefrei halten will („distortion-free“ und unabhängig), die Probleme nur auf einen früheren Zeitpunkt: Werbung findet nun eben in der Fundingphase statt – mit dem gleichen Werbedruck, um genauso viele Pfund an Aufmerksamkeit zu erreichen.

Und Abhängigkeit entsteht zum Lesermarkt mit einem anderen Problem, das Schirrmacher ganz klar beschreibt und vor dem er immer gewarnt hat (und diese Meinung teile ich). Zitat: „Das wird am meisten geklickt und bringt mir am meisten Geld und befriedigt das egoistische Interesse des Einzelnen am ehesten, nämlich das nach Skandalisierung und so weiter.“ Ein erfolgreiches Angebot, das nicht den Weg Richtung Boulevard gehen will, darf sich nicht auf Bekundungen von „Haltung“ verlassen. Es muss strukturelle, organisatorische, prozessuale Antworten finden, denn die Leserfinanzierung allein ist sicher nicht die Antwort. (Und wenn, so wäre es eine „Positionierung“ im betriebswirtschaftlichen Sinne mit erklärtem Anspruch und Zielgruppe. Genau diese Positionierung liefern die Krautreporter mit dem Vorschlag, „Geschichten zu erzählen“, eben nicht. Schlimmer noch: Wenn irgendein Format „Geschichten erzählen“ will, dann ist es die Werbung.) Der Preis für Unabhängigkeit ist Abhängigkeit.

4. „Das Netz“ schützt nicht vor Camouflage ökonomischer Interessen

Krautreporter haben immer wieder mit „wir“ geworben. Was berechtigt dazu, von „wir“ zu sprechen? Vermutlich gemeint ist die Interessengleichheit von Gründern und Lesern, ein Ergebnis zu erreichen, zum Beispiel guten Journalismus mit Reportagen, neudeutsch Win-Win. Man stelle sich gleichartiges in anderen Branchen vor: Ein Cloud-Dienst würde mit „wir“ werben, „wir gründen CloudService – zahle jetzt den Betrag für ein Jahr“. „Kaufe jetzt schon 12 paar Socken und gründe so mit uns den Sockenversand der Zukunft“. „Lass uns einen Telekommunikationsanbieter gründen und zahle jetzt Deine Handyflatrate für ein Jahr im Voraus“. Man sieht: das „wir“ ist nur das, was Angebot und Nachfrage verbindet, also der Regelfall in unserer Wirtschaftsordnung. Dieses „wir“, mit dem die Anbieterseite sich mit der Nachfrageseite verschmelzen will, es ist bestenfalls unangemessen anbiedernde Werbung, schlimmstenfalls ein Fraternisierungsversuch zum Zwecke der Täuschung.

Ein solches „wir“ ist unter Privaten möglich, meiner Meinung nach handelt es sich aber tatsächlich um gewerbliche Tätigkeit und sie dient ja auch dem Lebensunterhalt. Für gewerbliche Tätigkeiten sollten andere Kommunikationsregeln gelten, meines Erachtens hält sich auch sonst jeder daran. Weiter als bis zum „Du“ geht nicht einmal Ikea.

5. Unternehmens-Placebo-Schwangerschaft mit vollem Risiko

Die Formulierung „wir gründen“ hat in vielen Kontexten den Leser mit einbezogen und als Mitgründer angesprochen. Richtig ist aber das Gegenteil: Keiner der Leser hat Stimmrechte in der GmbH, keiner hat Geschäftsanteile, keiner hat Gewinnbezugsrechte. Alle diese Rechte sind bei den Gründern verblieben. Die Leser haben in der Gesellschaft keinerlei Rechtsansprüche. Das einzige, was sie erworben haben, sind Lieferansprüche auf etwaige künftige journalistische Produkte.  Die Leser tragen das volle Insolvenzrisiko, und das ist häufig bis zum Ende der Fundingperiode nicht wirklich weit hergeholt, wenn Unternehmen Kapitalbedarf haben. Statt dieses Risiko auszugleichen, gewinnt der Funder aber im Gegenzug aber nicht mal Rechte: Die Leser haben unsichere, unbeschriebene und unklare Produktbezugsrechte, wohingegen die Gründer schon mit erfolgreichen Funding eine Marke schaffen, deren Wert ausschließlich ihnen zufällt.

6. Crowdfunding muss dringend geregelt (reguliert) werden

Wenn es sich nicht um journalistische Produkte handeln würde und die Mitwirkenden nicht einigermaßen gut in der Netzszene verwurzelt wären, wenn also von Nonames unklare und nicht näher beschriebene Bezugsrechte für Heizdecken gegen Vorkasse ausgelobt werden, würden allen die Alarmglocken klingeln.

Schlimmer noch: Wer keinen förmlichen Businessplan hat, wer keine Mission und Vision hat, und wer noch nicht einmal ein minimales Produkt und noch weniger einen Proof of Concept hat, der kann im Online-Medienbereich maximal mit einer Bewertung von 300 T EUR für das ganze Unternehmen rechnen. Das bedeutet: Die Crowdfunder hätten also für den gleichen Preis drei Unternehmen zu 100% kapitalseitig übernehmen können. Statt als Kaufpreis wäre die gleiche Summe ins Stammkapital geflossen und jeder Funder wäre beteiligt gewesen. Für den Fall späteren Gewinns hätte man sogar den Löwenanteil (sagen wir 2/3) nicht als Stammkapital, sondern als rückzahlbares Darlehen auslegen können. Für den Fall des Unternehmensverkaufes hätten die edlen Abonnierer ihren Anteil auf den Verkaufserlös des Unternehmens bekommen. Die Leser hätten so weniger Geld einsetzen und mehr unternehmerische Kontrolle haben können.

Im Grunde handelt es sich um ein Produktfunding, dass nicht die geringsten Anforderungen an ein Unternehmensfunding erfüllt. Keine testierten Bilanzen, keine geprüften Planzahlen, keinerlei Haftung für Falschangaben, keine eindeutige Aussage zur Vermittlungsprovision der Sparker UG – nicht einmal die Satzung schien zur Einsicht ausgelegt. Dass es nicht zu einem Aufschrei kam, wo doch sonst das Netz Schandtaten an jeder Ecke wittert, ist ein Zeichen dafür, dass dieser Markt dringend reguliert werden muss. Niemand hat erkannt, dass dies eigentlich ein Fall für Prospekthaftung und Verbraucherschutz ist. Eine als Unternehmensbeteiligung anmoderierte Vorschusszahlung öffnet Tür und Tor für Missbrauch und muss Regularien unterworfen werden, um Verbraucher zu schützen.

Es ist ein Glücksfall, dass dieser Fall gut gehen wird, weil die Beteiligten sozial verwurzelt (und gut öffentlich beobachtet) sind und anscheinend persönlich den richtigen Kompass haben, wenn es auf hohe See geht.

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42 Komentare zu
“Sechs übellaunige Bemerkungen zu Krautreportern”

  1. Glückwunsch zu diesem Kommentar. Er beschreibt alles, was mich an dem Projekt störte.
    Zum letzten Punkt sei angemerkt, dass Maas und Schäuble vor kurzem die Absicht erklärt haben, Crowdfunding gesetzlich zu regeln.
    http://www.business-angels.de/folgen-von-prokon-konsequenzen-fuer-crowdfunding-in-deutschland/

  2. foo sagt:

    Ich kann das Fordern von Regulierung hier nur wenig nachvollziehen. Jedem Crowdfunder muss klar sein, dass er oder sie einen betrachtlichen Teil des Risikos mitttraegt.
    Das Ausbleiben allzu konkreter Zusagen ist dabei akzeptiert, weil „testierte Bilanzen, gepruefte Planzahlen, Prospekthaftung“ einen erheblichen Mehrauswand bedeuten — der in vielen Startups nicht geleistet werden kann,

    Krautreporter ist ja gerade ein Gegenkonzept zu den klassischen Zeitungen, die „testierte Bilanzen, gepruefte Planzahlen, Prospekthaftung“ bieten — und bei denen fuer die eigentlichen Autoren nach der Buerokratie nur sehr wenig uebrigbleibt und die Wirksamkeit der Regulierung auch fraglich ist. Das ist sowohl von den Initiatoren als auch den Fundern durchaus bewusst so als Alternative gewaehlt.

    Aber ja, etwas mehr Transparenz und Rechenschaft haette den Krautreportern sicher gut getan. Ich haette z.B. ein Setup wie bei der im Softwarebereich gegruendeten „Document Foundation“ charmant gefunden. Aber das kann noch kommen — bei den Krautreportern oder anderswo in einem Folgeprojekt.

    1. LaviniaSt sagt:

      Die Krautreporter GmbH als „Dienstleisterin“ für das Magazin ist eine GmbH (Stammkapital 25.000 EUR mit einem Gesellschafter), die bereits seit Januar 2013 existiert und die laut Handelsregister einen anderen Geschäftsgegenstand (Betrieb einer Crowdfunding-Plattform für journalistische Projekte) hat. In diesem Bereich war die GmbH auch mehr als ein Jahr tätig. Eine Bilanz für 2013 muss so oder so aufgestellt und noch im Bundesanzeiger veröffentlicht werden. Also soviel zum Thema „erheblicher Mehraufwand“, das kommt teuer, wenn man das nicht macht als Kapitalgesellschaft.

      1. Marco Herack sagt:

        diese bilanz muss aber bis zum 31.12.14 in den bundesanzeiger eingestellt werden.. wenn man bereit ist 60 euro zu zahlen, dann kann man sich auch zeit bis zur ersten mahnung (vermutlich) im april des jahres 2015 lassen. nach dieser mahnung hat man einen monat zeit, also bis mai 2015.

        da es sich um eine kleine gesellschaft handeln dürfte, ist dabei weder ein wirtschaftsprüfer pflicht, noch die veröffentlichung im bundesanzeiger, sondern lediglich die hinterlegung. diese hinterlegung siehst du per bundesanzeiger.de dann nicht mal und musst für den abruf 4,50 euro bezahlen. da ist das prozedere mittlerweile etwas abgewandelt.

        der mehraufwand ergibt sich bei einer regulierung dann eben durch das, was man heute nicht tun muss.

        darüber kann man leidlich streiten. ich bevorzuge, das projekt nach dem zu beurteilen was es leisten wird oder eben auch nicht. neben all dem genörgel darüber, gibt es sehr spannende fragen die das genörgel verdeckt.

        zum beispiel wie unabhängig die journalisten agieren können, wenn sie sich denn auch kritisch mit ihrer klientel auseinandersetzen würden. sie also nicht nur andere per reportage dem sie finanzierenden mob zum fraß vorwerfen.

        oder auch der umgang mit der phase, in der die enttäuschten sich negativ äußern werden. wenn kritik an der qualität formuliert wird oder gar gegenreportagen veröffentlicht werden.

        und die große frage erst, wie der laden damit umgehen wird, wenn dann doch mal einer der protagonisten sich hat kaufen lassen.

        es exisitiert so vieles, was man wird entdecken können… da sind die nebenkriegsschauplätze doch vollkommen vernachlässigbar.

        mfg
        mh

  3. muck sagt:

    „Die Regel „Mehr Geld durch mehr Getöse“ halte ich jedenfalls für asozial. (Und ich weiß, dass ich im Glashaus sitze.)“

    – strike: asozial
    + set: antiproportional
    > ab in´s Krautjournal!
    && drückt mir mal dem AppleLogoTschaTscha auf´s Ohr. ^.^,

    1. Christoph Kappes sagt:

      Ich habe bei dem Wort auch gezögert und es dann absichtlich verwendet. Es ist im Wortsinne gemeint, a- heisst nicht, wie in apolitisch, sozial = in Bezug auf Gemeinschaft, asozial = unsozial, allerdings abwertend.

  4. Peter Jebsen sagt:

    Zu Punkt 5): Ich sehe die 60 Euro, die ich bezahlt habe, nicht als Investition eines (Mit-)Gründers, sondern als „Abogebühr“ für ein Jahr, für die ich hoffentlich einen lesenswerten Gegenwert erhalte.

  5. frauziefle sagt:

    Niemand hat Opa und Oma das Hörgerät wegenommen und sie zur Unterschrift unter einen wohlfeilen 50-seitigen Vertrage voller Kleingedrucktem gezwungen.
    Im Gegenteil: viele der Geber*innen lesen die Blogs der Gründer*innen seit Jahren, hören deren Podcasts, etc.
    So gesehen sind es nicht nur in die Zukunft gerichtete 60 Euro für imaginäre Heizdecken, abzuholen an der nächsten Raststätte, sondern eine vollkommen bewusste Spende / Abo / was auch immer auf der Basis der vergangenen Arbeiten der Protagonist*innen.
    Erst wenn wir in einem Jahr Krautreporterdrückerkolonnen vor den Maileingängen sitzen haben, m ihnen bitte bitte das zweite Jahr zu finanzieren, zieht die Kritik. Erst dann.

    Und ja: natürlich verlange ich transparente Dokumentation der Ausgaben, gerne in Echzeit. 28 Säulen, beispielsweise = 28 Etats für die Arbeit der Beteiligten. Und wehe, das Geld fließt in schicke Dienstwagen.

    1. Christoph Kappes sagt:

      Darf ich das so lesen: „Vertrauen ersetzt Transparenz“?

      1. frauziefle sagt:

        ja, das liest du richtig. Für genau diese eine Entscheidung, diesen Leuten 60 Euro zu geben, reicht mein Vertrauen aus, das sich über sagen wir, fünf, sechs Jahre aufgebaut hat. Ich nenne das eine sehr lange Zeit.
        Für den nächsten Zeitpunkt, zu dem meine nächsten 60 Euro erfragt werden, fallen diese Jahre weg und werden ersetzt durch das eine, das nun vor uns liegt. Für mein zweites Abo müssen sie liefern und sich messen lassen an all dem, was sie versprechen.
        Werden sie da keine Transparenz haben, wird ihnen das Ding in Minuten um die Ohren geflogen sein. Keine Sorge.

  6. Ute sagt:

    Ich stimme Frau Ziefle zu. Hätte ich mich bei den Krautreportern finanziell beteiligt (mein Interesse hat letzten Endes nicht ausgereicht), hätte ich mein Geld ohnehin eher als Spende denn als Rechte- oder Produkterwerb betrachtet.

  7. Markus sagt:

    Hallo Christoph!
    Geh doch mal zu einem Arzt.

  8. Danke für diese wohldurchdachte und argumentativ sehr gute Kritik Christoph.
    Viele Argumente teile ich, andere sehe ich etwas anders. Beispielsweise die Crowdfunding-Problematik. Ich weiß gar nicht, wie oft ich etwas von „ich habe gerade für die Krautreporter gespendet“ gelesen habe. Das ist zwar auch nicht richtig, denn eine Spendenbescheinigung gibt es meines Wissens nicht. Es zeigt mir aber, dass kaum ein Unterstützer glaubt, dass er nun ein Teil der Krautreporter ist und mit den 60 Euro irgendwelche Rechte erworben hat, die über das Lesen hoffentlich hochwertiger Inhalte hinaus gehen.
    Die Krautreporter haben viele Dinge falsch gemacht und wirkten insgesamt vom Auftreten her etwas unglücklich. Sie haben es trotzdem geschafft und das finde ich sehr gut. Gewonnen haben sie allerdings bis hierhin nur eins: Unsere Erwartungen – und die sind sehr hoch. Kein anderes Medienprojekt wird unter genauerer Beobachtung stehen wie die KR und große Fehler werden sie sich nicht mehr leisten können. Ich wünschen ihnen dafür viel Kraft und Glück und hoffe, dass sie die Quote der richtigen Entscheidungen erhöhen können, denn das wird nötig sein.
    Meine Gedanken zu den KR habe ich hier beschrieben: http://www.falkhedemann.de/2014/06/13/warum-der-erfolg-der-krautreporter-ein-sieg-fuer-uns-alle-ist/

  9. Christoph Kappes sagt:

    Danke für die Kommentare, auch bei Twitter und Facebook, das Posting scheint bei einigen den Nerv zu treffen.

    Ich mlchte hier betonen, dass es mir nicht um den Einzelfall geht. Wenn ich etwas schreibe, dann weil mir grundsätzliche Fragen durch den Kopf gehen, die ich/viele/alle noch klären müssen. Mich interessiert, wie die Gesellschaft digital lebt und was sich verändert.

    Der Einwand „es ist eine Spende“ ist berechtigt. Dieser Fall zeigt die Unschärfen zwischen Crowdfunding (ein Projekt, Prototyp 1 Mensch 1 Buch o.ä.), Crowdvesting (1 Fiirma zu finanzieren) und Spende (=Charity (Aktivismus).

    Was hier passiert ist, dass sich jeder aussuchen kann, was ihn anspricht. Die KR operieren in ihrer Aussenkommunikation mit „Abo“, aber auch mit Mitgliedschaft und Gründung ( „Gründe mit uns“). Was aussieht wie eine Spende, ist aber von der rechtlichen Konstruktion her auf Gewinnerzielung ausgerichtet (da GmbH und nicht gemeinnützige GmbH oder Genossenschaft oder eV) UND es ist nur formal eine Projektifnanzierung, es ist wirtschaftlich eine Unternehmensfinanzierung, um Kosten zu decken, die eigentlich ein Eigenkapital oder Fremdkapital verlangen. Hinzukommt, dass es unterschiedliche Aussagen gibt, wer hier der Vertragspartner ist – in einer Mail des GF wird ausdrücklich die KR GmbH genannt, in den Widerrufsbedingungen ist es die Sparker UG. Über die Bonität und Liquidität der GmbH ist nichts – in Worten: nichts – veröffentlicht.

    Das mag alles laienhaft-ungewollt sein, diesen Fall zu kritisieren ist gar nicht meine Absicht. Und schon gar nicht trifft meine Kriitk auf das Handeln von Leuten, die die Akteure persönlich kennen. Mir geht es hier um sechs Phänomene.

    Diese Phänomene kann man auch in einer Headline zusammenfassen, die würde dann in etwa lauten: Bürger, die jeden investigativen Beitrag über Misstände bei gemeinnützigen Organisationen begrüssen und an jeder Ecke Finanzbetrug wittern (das könnten Thema bei ZAPP sein), genau diese Bürger fragen nicht die einfachsten Fragen. Das macht mir Sorgen und ist ein beleg dafür, dass ab einer gewissen Grössenordnung und Komplexität Regeln gefunden werden müssen, damit sowas nicht mal schief geht, weil das allen schadet. „Regulieren“ heisst „regeln“.

    1. Tim sagt:

      Da wäre mal ein Anfang zu machen. Die Unterschiede zwischen Spende, Zuwendung, Beteiligung oder Bezahlung klarer in den Köpfen zu verankern. Das hat doch schon mit Flattr angefangen. Flattr war nie eine „Spendenplattform“ sondern ein Bezahldienst. Die Flattr-Einnahmen müssen vom Empfänger versteuert werden. Da wird mit mit dem „Wir-Gefühl“ Schindluder getrieben. Im Grunde geht es darum, sich der Verantwortung zu entziehen.

  10. Die Regulation erfolgt im Falle hier über soziale (Selbst-)
    Regulierung, wie Du richtig angemerkt hast. Das ist bei vielen Crowd-Projekten der Fall und macht diese Form der Finanzierung so besonders.

    Je mehr Leute beteiligt sind, desto schärfer wird in der Regel die Beobachtung. Das unterscheidet Crowd-Finanzierung von herkömmlicher Finanzierung.

    Natürlich hast Du Recht: Es ist ungewöhnlich, dass nicht nach Businessdingen gefragt wurde. Das zeigt aber, dass die Kraut-Leute einen Vertrauensvorschuss genießen, das ist ihr Eigenkapital. Sie werden sehr darauf achten, dieses Grundkapital nicht zu verspielen.

    Eine gesetzliche Regulierung halte ich für erstmal nicht notwendig.

    1. Christoph Kappes sagt:

      Ja, der soziale befragungsprozess und der anschließende soziale Druck ist bestimmt ein gutes Argument. Bei einer Summe von 1 Mio gelten aber andere Regeln, weil Druck nicht mehr wirkt. Überhaupt wirkt Druck nur nachträglich und eine Grundidee von Haftung ist immer, dass sie vorher klar definiert ist. Genau hieran fehlt es aber. Ich finde schon bemerkenswert, wie hier sozialer Druck überhaupt wirken kann, wenn nur eine Person handeln darf. Der Druck auf alle anderen geht fehl, wenn dieser eine sich nicht an die Spielregeln hält. Im übrigen sind die KR ja sogar dem Druck ausgewichen, indem sie es vermieden haben, irgendetwas verbindlich zu garantieren.
      Und, am wichtigsten: sozialer Druck ist eben der unzivilisierte Vorläufer von Recht. Wo sozialer Druck das Recht des Stärkeren walten lässt, schafft das Recht Regeln, die ohne unzivilisiertes Verhalten durchsetzbar sind.

      1. „sozialer Druck ist eben der unzivilisierte Vorläufer von Recht“.

        Thanks. Genau das ist das Grundproblem. Hier werden Grundregeln ausgehebelt, was bei anderen Unternehmen – beispielsweise in Sachen Arbeitnehmerrechte – zu einem Aufschrei geführt hätte. Offenbar soll alles auf der Buddy-Ebene geregelt werden. „Wir machen das schon, ihr kennt uns doch.“ Und das ist aus meiner Sicht wenig zukunftsweisend – und für Journalisten, die sonst vehement Transparenz einfordern, ziemlich bemerkenswert.

        Grüße,
        Patrick Gensing

  11. Ines sagt:

    Lieber Herr Kappes,
    wo sa h denn wann so aus wie e Spende? Wenn die Schreiberlinge des Landes die Begrifflichkeiten von Crowdfunding immer noch als Spende betitteln, dann wundert es mich wenig, das Herr Otto Normalbürger nach regulierung schreit- wie immer, wenn er was nicht versteht.
    Crowdfunding = Gegenleistung gegen Vorkasse, Crowdinvesting = Anteile an Firma gegen Geld, Crowdlending = Kredit gegen Zinsen, Donation = Spende und soweit ich weiß, sind die Krautreporter nciht berechtigt Spendenquittungen auszugeben. Dafür haben wir alle betterplace.org, die machen sowas.

    Viel schrecklicher ist das typische Deutschverhalten : aaah, was Neues, Regulierung, Betrug, schnell, wo sind die Scheiterhaufen…

    Und wie die FrauZiefle schon schrieb- wir sind mündige Bürger, die nicht mehr gerettet werden wollen, von niemanden!

    Ich liebe Crowdfunding, weil es zeigt, das Leidenschaft belohnt wird, das Volk entscheidet und keine Bank oder Fördertöpfe , was wir gefälligst haben wollen.

    1. Christoph Kappes sagt:

      Liebe Frau Ines,

      ich bin Deutscher und Franzose, da muss mein Deutschverhalten daran liegen, dass ich in Deutschland wohne. Und meine ambivalente Haltung zu Geld beruht darauf, dass ich Halbjude bin.

      Beste Grüsse
      C.K.

  12. Ray Wiseman sagt:

    Hi Christoph –
    Soll’n wir’s mal auf Deine Art probieren? Ich hätte da ne Idee für ein Online-Magazin, über die ich gerne mit Dir zumindest sprechen würde und die ich aus den von Dir abgesprochenen Gründen noch nicht öffentlich angegangen bin. Aber, das lässt sich ja ändern, hat praktisch gesehen. Was nichts ist, kann’s ja noch werden … 😉
    Bye – Ray

    1. Christoph Kappes sagt:

      ich rede häufiger mit Menschen über das Thema. Das nächste Mal wird nächste Woche in Berlin sein. Hier in diesem Posting geht es allerdings wirklich wirklich nicht um den Einzelfall, sondern um das, was ich beobachte und für verallgemeinerbar halte.

  13. Junge, Junge, dass is das Deutscheste, was ich jemals zu diesem Thema gelesen habe….. siehe auch…

    http://www.textlog.de/tucholsky-opposition.html

    1. Christoph Kappes sagt:

      Frau Schweitzer,

      ich danke Ihnen für Ihren Kommentar.
      Nur: Was ist „dieses Thema“? Und was haben Sie gelesen?

      Ratlose Grüsse
      C.K.

  14. Ray Wiseman sagt:

    Schon klar, aber die Kritik bezieht sich doch auch einen konkreten Fall, hier die Krautreporter, und auch das Verallgemeinerbare muss sich im Einzelfall beweisen.

  15. Christoph Kappes sagt:

    Habe gerade das Crossposting dieses Textes drüben bei Carta wie folgt kommentiert:

    „Als Autor, der hier seit über vier Jahren schreibt und zeitweilig auch Carta-Mitherausgeber war, finde ich auch den Ton der Kommentare der Pro-Fraktion (das meiste ist auf dem Niveau von Kommentar #2 und #3 hier) und das Schweigen vieler bemerkenswert.

    Aus der Unqualität der Debatte nährt sich bei mir – und ich sage das ganz ehrlich und als ungesicherte Vermutung -, dass die vorgestellten journalistischen Köpfe nicht die Initiatoren und Treiber des KR sind, sondern die wirtschaftlichen GmbH-GFs. Sie sind es auch, die den Kommunikationsschaden anrichten und offen sichtlich nicht heilen können. Das Schweigen fast aller Projektjournalisten spricht Bände.

    Ich finde das ganz entsetzlich, denn hier wiederholt und spiegelt sich ein Problem der klassischen Medien: genauso verhält es sich ja bei der Diskussion um disruptive Umbrüche der klassischen Medien. Grosspurigkeiten und Dummheiten auf der kaufmännischen Seite (ich rede nur von Kommunikation!), Schweigen und Irritation und endlose Selbstfindungsphasen auf der Seite vieler Journalisten.

    Das weist auf Strukturprobleme in dem Projekt selbst, das ich nur von aussen kenne. Eine Heilung wäre, die Journalisten zu beteiligen. Erstmal ein Binnen-Wir, bevor es ein Aussen-Wir gibt.

    Für mich wirkt die ganze Struktur, und zu diesem Schluss kommt gerade auch der Rest-Jurist in mir, furchtbar unpassend zum eigenen Inklusionsanspruch und zum Anspruch des „Neuen“.“

  16. Heiner Kruse sagt:

    Ich widerspreche Punkt 6. Wenn stets alle Regularien eingehalten werden müssen, bleibt manchmal keine Kraft mehr für die eigentliche innovative Idee. Oft können nur finanzkräftige Konzerne alle Regularien erfüllen und dies ist ein Grund, warum diese über Lobbys immer mehr Regularien einführen lassen. Es muss auch eine Rolle spielen, wie groß der maximale Schaden für den Einzelnen oder für die Gesellschaft ist.

    1. Christoph Kappes sagt:

      Ich stimme Ihnen zu. Ich hatte hier eine Viererkombination im Blick:
      – ein Investitionsvolumen von einer Mio EUR
      – zwei auf Gewinnerzielung ausgelegte Kapitalgesellschaften
      – bei unklaren wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnissen
      – vager Leistungsbeschreibung.
      Wenn eine Einzelperson 10.000 EUR für ein Buch sammelt, das noch nicht geschrieben ist, ist das aus meiner Sicht unproblematisch.
      Es gibt ja auch schon die ersten Gesetzesinitiativen zur differenzierten Regelung des Gegenstandes, im Koalitionsvertrag steht etwas davon und das Bundesfinanzministerium arbeitet daran.

  17. Lieber Herr Kappes,

    vielen Dank für Ihre Blogpost, denn er ermöglicht uns noch einmal mögliche offene Fragen zu klären. WM-bedingt kann ich erst heute antworten.

    Das Crowdfunding für das Magazin „Krautreporter“ stellt sicherlich eine nicht so bekannte Ausprägungsform dar, ist aber im Kern recht simpel (und schon recht alt): Vor dem Start des Krautreporter Magazins haben wir – im Rahmen eines Crowdfundings – „Vorab-Abonnements“ angeboten. Und nur, wenn genügend Abonnements zusammen kommen, produzieren wir das Magazin. Mozart hat das wohl ganz ähnlich gemacht: Nur wenn sich genügend Zuhörer vorab in ausliegende Subskriptionslisten eintrugen, fand das geplante Konzert statt.

    Tatsächlich ging es bei dem Krautreporter-Crowdfunding nicht um das Sammeln von Spenden oder um das Einwerben von Eigen- oder Fremdkapital (Crowdinvesting), sondern um den Vorabverkauf eines Abos für 12 Monate für das Magazin. Starten werden wir nur, wenn in der von uns selbst gesetzten Frist genügend Zusagen für minds. 15.000 Mitgliedschaften (=Abonnements) zusammenkommen. Das haben wir erreicht. Unsere Mitglieder der ersten Stunde haben die Gründung des Magazin als Leser so erst ermöglicht. Es handelt sich nicht um eine Unternehmensgründung oder eine Unternehmensfinanzierung.

    Eine Pflicht zur Prospekthaftung besteht in unserem Fall gerade nicht. Im Rahmen des Crowdfundings für das Krautreporter Magazin haben wir die Beiträge für die Abonnements bisher nur reserviert. Erst jetzt ziehen wir die Beiträge ein. Warum? Erst mit dem Erreichen unseres Funding-Ziels bieten wir eine Leistung an, die wir abrechnen können. Hätten wir die Beiträge direkt eingezogen (ohne Gegenleistung) hätten wir eine Banklizenz benötigt. Weil wir gewerblich ein Produkt (=Abo / Mitgliedschaft) verkaufen, müssen wir auf die Beiträge für die Abonnements übrigens die gesetzliche Mehrwertsteuer abführen.

    Für das Crowdfunding des Magazin wurde von den drei Magazin-Gründern Sebastian Esser, Alexander von Streit und mir kein eigenes Unternehmen gegründet. Wir führen das Projekt innerhalb der bestehenden Krautreporter GmbH. Die Krautreporter GmbH ist Trägerin des Projekts und Vertragspartner unserer Abonnenten. Selbstverständlich gibt es einen Businessplan (den übrigens alle Autoren und Autoren zur Einsicht hatten). Zur Durchführung des Crowdfundings wurde das Unternehmen Sparker UG mit der technischen Realisation beauftragt. Eine Provision wird an Sparker nicht fällig. Alternativ hätte man auch kickstarter o.ä. als Dienstleister nehmen können (dann hätten wir aber Provisionen zahlen müssen). Vertragsbeziehungen zu unserer Abonnenten werden von der Sparker UG im Namen der Krautreporter GmbH geschlossen. Auch das ist bei anderen CF-Plattformen der Fall.

    Herzlich, Ihr Philipp Schwörbel

    1. Christoph Kappes sagt:

      Lieber Herr Schwörbel,

      es bestreitet niemand, dass es sich am Ende rechtlich um eine Abo-Subskripton handelt, ich spreche doch von „Produktfunding“.

      Was ich oben schreibe ist:
      – sie betreiben zum Teil eine Aussenkommunikation, die Partizipation verspricht, wo keine gewährleistet ist. Wenn Sie von „Mitgliedern“ sprechen, ohne dass ich an irgendeiner körperschaftlich verfassten Organisation (eV, Genossenschaft, vllt gingen auch die kommerziellen Kapitalgesellschaften noch), dann ist das nicht zutreffend. Es gibt auch „Mitglieder“ bei Fitnessclubs, ja. Und sehen Sie, was die machen? Sie imitieren die Sportvereine, die e.V.s sind, und verwischen den Unterschied. Ich finde das bemerkenswert. Denn der Unterschied ist Gemeinnützigkeit vs. Gewinnerzielungsabsicht, Mitsprache vs. Nichtmitsprache, Versammeln vs. nix, Reguliertheit vs. nix. Entsprechend ist es bei den Tweets „gründe mit uns“. Dieses „mit“ ist ein „mitgründen“. Es ist ein „mach mit bei unserem Gründen.“ Sehen Sie den Unterschied?
      – zweitens ist das, was rechtlich als Produkt- bzw. Projektfunding ausgelegt ist, eben doch materiell-inhaltich eine Firmengründung. Sie können mit einer 25 K-GmbH keine Aktivität betreiben, die grob eine Mio Jahresumsatz macht. Sie brauchen eine Finanzierung, und die holen sie sich, indem sie sich Liquidität über Umsatz einstweilen ohne Gegenleistung verschaffen.

      Meines Erachtens müssen Sie sich entscheiden: Haben Sie Gewinnerzielungsabsicht, dann bleibt es eine GmbH – dann werden Sie aber auch an Unternehmen gemessen. Wenn Sie diese Absicht nicht haben, beteiligen Sie Ihre Leser in irgendeiner Weise, erst dann ist „wir“, „Mitglied“ und „wir gründen“ angemessen.

      Nochmal anders: Ich richte mich nicht dagegen, das jemand kommerziell Inhalte verkauft. Ich habe auch nichts gegen Werbung. Und das mit den Subskriptionen ist klar und okay. Ich richte mich dagegen, als kommerzielles Unternehmen sich teilweise den Anschein von Gemeinnützigkeit zu geben, Partizipation zu versprechen, wo sie hätte garantiert werden können, und massiv Werbung von Dritten betreiben zu lassen und dabei ZUGLEICH vor allem Werbefreiheit als Hauptargument ins Feld zu führen.

      Auf keinen dieser Punkte sind Sie eingegangen. Was sagen Sie denn dazu?

      1. Göran Nitsche sagt:

        Lieber Christoph,

        ich gebe dir in der Kritik ganz oben und speziell auch gegenüber Philipp Schwörbel unumwunden recht.

        Dieses Tarnen, Täuschen, Tricksen hat definitiv Methode. Ich erinnere Philipp Schwörbel gern an seine bei Twitter getätigte Aussagen mir gegenüber, was die Verwendung der Gelder angeht einige Zeit bevor dieses witzige bunte Tortendiagramm auf der Krautreporter-Seite erschienen ist. Sinngemäß lief es so:

        Ich: „Wofür braucht KR soviel Geld, wenn ein nettes WordPress für ~1000€ ausreicht?“

        Schwörbel: „Z.b. für Miete.“

        Ich: „Büromiete?“

        Schwörbel: „Nein, private Miete. Lebensunterhalt halt.“

        Ich: „Aha, brauchen die KR also wegen Arbeitslosigkeit ein 12-monatiges Einkommen?“ [tatsächlich hatte ich provokant glaube ich formuliert „heißt das, dass sie sonst arbeitslos wären und zum Amt“ o.s.ä.]

        Schwörbel: „Nein.“

        Spätestens da war mir die vollkommene Intransparenz so was von klar und die eher eigenartigen Absichten und Vorgehensweisen recht gut begründet.

        Gäbe es die gute alte ZDF-Sendung „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ noch, die Krautreporter wären eine ideale Grundlage für einen umfassenden Beitrag über die Fallen im Crowdfunding/investing usw.

        Auch sehe ich es wie du: Die „Supporter“, die erst Abonennten und nun plötzlich Mitglieder genannt werden (weil es ja ein „Club-Modell“ sein soll, oder doch Genossenschaft oder Verein oder Weiß der Geier was) haben keinerlei Anspruch auf keinerlei Leistung. Das grenzt schon an unlautere Absichten irgendwie.

        Noch eine Spitzfindigkeit am Rande, was den kommunizierten Start angeht:

        Überall liest man nur: „Wir starten vsl. im September.“

        1. Vsl. ist äußerst vage.
        2. Fehlt mir die Angabe der Jahreszahl, oder wenigstens des Jahrzehnts.

        Selbst auf die formal überaus leicht zu beantwortende Frage 2) habe ich bis einschließlich heute KEINE offizielle Antwort erhalten.

        Das zeigt auch recht schön, dass von den formal Verantwortlichen bei den Krautreportern scheinbar niemand auch nur ansatzweise einen vernünftigen Plan hat. Das wiederum wirft ein eigenartiges Licht auf Sebastian Esser und die Verquickungen von Sparker, Krautreporter, Bitcrowd GmbH und möglicherweise weiteren „Freunden“.

        Ich finde es in Summe skandalös, was abgelaufen ist und nach wie vor abläuft und halte es Stand jetzt für ausgeschlossen, dass es jemals einen nachhaltigen Turnaround geben wird.

        Zumal sie in ihrem eigenen Blog diskriminierende Beiträge („Adrian, der sich seine Joints dreht, welches Kraut raucht er…“, Sebastian Esser höchst persönlich) was unter aller Sau ist. Noch mehr unter aller Sau ist allerdings, das die Anti-Kritiker zu allem Überfluß genau diese Sprache aufgenommen haben und fröhlich gegen Kritiker der Krautreporter verwenden. Da wird die Troll- und Anti-Troll-Verklärung betrieben, Täter/Opfer-Rollen verquer dargestellt usw. usf. Das ist ein Armutszeugnis sondersgleichen.

        Wie auch Herrn Schwörbels ausweichende Standardantworten.

  18. Johannes P. sagt:

    Mein historisches Leitbild für den Crowdfunder war bisher immer der Mäzen, der uneigennützig ein kreatives Projekt anschiebt, um das Allgemeinwohl zu befördern. „Spende“ trifft es nicht recht; der Mäzen rechnet ja durchaus damit, daß aus dem Projekt Gewinn oder Ruhm erwächst, der primär dem Kreativen zufließt. Müßte eine solche Beziehung schon reguliert werden, oder ist sie nicht ganz unökonomisch? Erst, wenn der Geldgeber Gegenleistungen erwartet, beginnen die Schwierigkeiten — je mehr Erwartungen, desto mehr Schwierigkeiten.

  19. DJ Doena sagt:

    Gerade den letzten Punkt kann man so sehen, muss man aber nicht.

    Wenn ich morgen ein Jahressabo für den Daily Planet abschließe und übermorgen die Zeitung Konkurs anmeldet, weil Doomsday Metropolis zerstört hat, dann sind meine 60$ Abogebühr auch mit gewisser Wahrscheinlichkeit komplett in Rauch aufgegangen, ohne dass ich je eine weitere Zeitung zugestellt bekomme.

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