13.09.2012

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Setzt das Internet die Gesetze der Aufmerksamkeit außer Kraft?

Nein.

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8 Komentare zu
“Setzt das Internet die Gesetze der Aufmerksamkeit außer Kraft?”

  1. Cyrus McDugan sagt:

    … Was?

  2. Wenn es dieses „Gesetz“ tatsächlich geben sollte, würde ich gern wissen wollen, wer es zu welchem Zweck beschlossen hat. Und dass, genau diejenigen meinen, dass das Internet „Ihr“ Gesetz ausser Kraft setzt … ist vorstellbar.

  3. Frank sagt:

    Definiere bitte „Gesetze der Aufmerksamkeit“.

  4. Christoph Kappes sagt:

    @Frank
    Dieses Posting ist zu je einem Drittel therapeutisch, da seit Tagen wieder Empörung durch die Timeline rauscht, von Wulff bis zum Krebsschwein, es ist alles dabei. Da sich die Beteiligten vermutlich darüber im Klaren sind, dass ihr Handeln das Gegenteil bewirkt, wollte ich das Grundprinzip hier noch einmal pointiert verdeutlichen. Nach dem erwartungsvollen Klick kommt: nichts.
    Dieses Beispiel soll zugleich sehr deutlich zeigen, dass, wer die Aufmerksamkeit erheischt, zunächst einmal der Gewinner ist. Ob der Aufmerksame der Verlierer, neutral oder auch ein Gewinner ist, hängt vom Inhalt ab.
    In diesem Fall ist der Inhalt entweder eine Unverschämtheit oder eine Intervention, die das eigene Denken anregt. Das hängt ganz vom Rezipienten ab.

    Es ist aber auch selbsttherapeutisch, da ich nach einem Weg gesucht habe, meine eigene Empörung „über alles“ abzuladen und kein Lebewesen in meiner Nähe war, an dem ich es hätte auslassen können. Also habe ich mich eines Mechanismus bedient, bei dem ich auf jeden Fall zunächst mal annehmen durfte, andere als Opfer in eine Aufmerksamkeitsfalle geraten zu lassen. Das tut jedenfalls mir gut, The Attention Honey Pot. Ob sie dort wieder herausgefunden haben, weiss ich nicht; die Chance bestand (siehe oben, Empfängersicht). Eine besondere Chance bestand für alle (mich eingeschlossen) darin, in eine Kommunikation im Anschluss an das Posting einzutreten. Einige haben das gemacht und verrissen habe ich es dann selbst, weil ich nicht eingreifen wollte, sondern weiter beobachten wollte. Es tut mir leid, wenn ich Euch enttäuscht habe, auch auf G+ und anderswo. Ich bin selbst in eine Falle getappt, weil ich nur die Wahl zwischen Beobachtung und Eingriff hatte, das hätte ich sehen müssen. Man muss sich manchmael eben doch vorher überlegen, in welcher Rolle man will, bevor man ein Experiment macht.

    Und dann ist da noch ein Drittel Humor. Spannungslösung durch Humor.

    Inzwischen denke ich selbst über Aufmerksamkeit noch genauer nach. Ganz so einfach, wie es da oben steht, ist es nämlich nicht. Wir sind immer aufmerksam, wenn wir nicht dösen oder schlafen, und wann wir auf-merken, um erhöht aufmerksam zu sein, und wann wir die Aufmerksamkeit auf etwas Neues richten – das wüsste ich selbst gern.
    Die „Logik“ sitzt wahrscheinlich tief im Mandelkern.

  5. Fritz sagt:

    Man könnte sogar doppeldeutig fragen, ob das Internet die Gesetze der Aufmerksamkeit erst in Kraft setzt, also ihnen Muskeln gibt, die sie bisher gar nicht hatten. Der jüngste Fall spielt sich ja gerade vor und in westlichen Botschaften ab und ich glaube beinahe, es ist der erste Fall, bei dem man sagen kann: Die ganze Aufmerksamkeit war nur kraft des Internets möglich. Und zwar spielen da 2 Dinge eine Rolle: 1. hätte der Auslöser, dieser gewisse Film, ohne das Internet keine Öffentlichkeit gehabt, schon gar nicht eine Weltöffentlichkeit. 2. erhält die Wut der sich Beleidigt Fühlenden dadurch eine so starke Reizbarkeit, weil dieses Filmchen für jeden anzusehen ist. Und es handelt sich jetzt um eine Aufregung, die fast schon einen ganze Haufen geopolitischer Strategien durcheinanderbringt, in Demokratisierungsprozesse eingreift und schon einige Tote zur Folge hatte. Also schon etwas mehr als ein flüchtiger Sturm im Wasserglas.
    Hier haben wir also den Fall, wo das Internet die Aufmerkamkeit schürt – der „Echoraum“ hysterisiert.
    Dabei spiel auch eine Rolle, wer etwas bemerkt. Fast jeder Tweet oder jedes Facebbook Posting entspricht ja einem „Erstevent“, d.h. jemand merkt auf und findet etwas der Aufmerksamkeit wert. Für die Empfänger spielt – nach meiner Beobachtung -oft eine Rolle, wer etwas postet. Es gibt im Internet Instanzen, die verfügen nicht nur über mehr Follower, sondern werden dank der Zahl ihrer Follower auch von ihnen als „wichtig“ wahrgenommen. Überspitzt könnte man sagen, wenn Sascha Lobo sich räuspert, kann das leicht einen Shitstorm auslösen – und zwar allein deshalb, weil das Räuspern Echo, Resonanz und auch Widerworte kriegt. Das Räuspern wird Thema. Dieser Zusammenhang zwischen Sender und Sendeintensität ist nicht neu. In den alten Medien waren es z.B. im Feuilleton Zeit und FAZ, die per se als wichtig wahrgenommen wurden. Die haben eine automatischen Aufmerksamkeitsvorschuss.
    Na ja, das Thema, das du angetasert hast, hat seine Abgründe – ist abr vermutlich nicht „letztgültig“ zu klären, weil am Ende womöglich sogar Zufälle eine Rolle spielen …

  6. Clemens P. sagt:

    Genau wie Fritz bin ich der Meinung, dass das Internet die Menschen auch aufmerksamer macht, was das Weltgeschehen angeht.

    1. Christoph Kappes sagt:

      Ja, auch hinsichtlich der URLs. Was sind denn das für Menschen, die keine Geschenkideen haben? Zahlen die wenigstens zuverlässig?

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